September 2025

Montenegro-Reise

Montenegro ist ein Land voller Schönheit, doch wer die Straßen entlanggeht, sieht auch das Leid. Zwischen alten Städten, malerischen Bergen und dem Meer kämpfen unzählige Hunde ums Überleben. Sie sind krank, verletzt, hungrig und völlig auf sich allein gestellt.

Seit einigen Jahren stehen wir an der Seite von Julija und ihren UnterstützerInnen in Cetinje. Vor 13 Jahren begannen sie, notleidenden Hunden und Katzen zu helfen und brachten die ersten Tiere in einer verlassenen Fabrik unter. Als diese verkauft wurde, entstand vor rund zehn Jahren auf einem abgelegenen Grundstück das provisorische Shelter, notdürftig zusammengezimmert aus dem, was gerade verfügbar war. Wer es zum ersten Mal sieht, ist erschrocken. Doch wer Montenegros Straßen kennt, versteht sofort, warum dieser Ort nötig war. Mit diesem selbst geschaffenen Zufluchtsort haben die TierschützerInnen unzähligen Hunden Schutz und Hoffnung geschenkt. Über ein Jahrzehnt übernahmen sie die Aufgaben der Stadt, kämpften mit nur sehr begrenzten Mitteln um das Überleben der Tiere und setzten sich jahrelang für ein städtisches Shelter ein, doch die Behörden vertrösteten sie immer wieder. Dann änderte sich alles. Nebenan wurde eine neue Straße gebaut, und plötzlich hieß es, das Shelter müsse verschwinden. Bis zum 1. Oktober 2025 sollten alle Hunde weg sein. Aber wohin mit den rund 70 Tieren? Monatelang kämpften wir von Deutschland aus um eine Lösung. In Montenegro ändern sich Pläne ständig, nichts ist verlässlich. Hoffnung und Verzweiflung wechselten fast täglich. Zwar begann die Stadt irgendwann mit dem Bau eines eigenen Tierheims, doch es blieb eine halbfertige Baustelle. Niemand wollte die Verantwortung übernehmen, und lange war unklar, ob die Hunde dort einziehen könnten.

Vom 17. bis 24. September reisten wir schließlich nach Cetinje. Mit Hoffnung im Gepäck, aber auch voller Angst und Unsicherheit. Die Tage vergingen voller Anspannung und Ungewissheit. Jeden Morgen stellten wir uns dieselbe Frage: Dürfen die Hunde nun endlich umziehen? Bis endlich das erlösende Ja kam. Gemeinsam mit den HelferInnen vor Ort brachten wir mehr als 50 Hunde in das neue, nach wie vor unfertige städtische Shelter. 19 Hunde weitere durften sogar nach Deutschland reisen, auf Pflegestellen und zu Familien, die sie direkt adoptierten. Dann dieser Moment: das provisorische Shelter in Cetinje leer zu sehen. Still. Kein Gebell, keine verzweifelten Blicke. Nur Leere. Nach jahrelangem Kampf bereitete dieser Moment Gänsehaut. Wochenlang wussten wir nicht, wie es enden würde. Jetzt ist klar, dass ein Kapitel abgeschlossen ist und ein neuer Anfang begonnen hat, auch wenn die Zukunft noch ungewiss bleibt. Die Stadt übernimmt endlich Verantwortung für ihre Straßentiere. Vor allem aber haben wir erlebt, wie stark die TierschützerInnen in Cetinje sind. Menschen, die am Ende ihrer Kräfte waren, die niemals Unterstützung von den Behörden erhielten und dennoch Tag für Tag für die Hunde kämpften. Gemeinsam konnten wir ihnen neue Hoffnung schenken, für die Tiere und für den Tierschutz in Montenegro.

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